Die alte Eiche an der Kreise


Ohne Blätter und nur mit Aststummel, so steht sie da, die etwa 300 Jahre alte abgestorbene Eiche an der Kreise in Niederasphe. Manchem ist ihr Anblick vielleicht ein Ärgernis, weil sie in seinen Augen nicht schön aussieht und nur unnützes Totholz ist. Die Eiche ist zwar tot, aber tausendfaches Leben entsteht an ihr und in ihr.

Bunte Moose und Flechten überziehen sie. Zahlreiche Insekten, Würmer und Käfer dringen in das modernde Holz ein. Diese wiederum locken viele Vögel an. Spechte, Steinkauz, Kleiber, Baumläufer und andere finden dort ideale Nistplätze. Fledermäuse nutzen die ausgefaulten oder vom Specht erweiterten Astlöcher als Platz für ihre Wohnstuben und beziehen diese als Winterquartier. Der riesige Eichenstamm wird so zum Baustein für viele neue Lebensgesellschaften. Die Natur kennt keine Müllprobleme. Der ganze Baum dient als Material für neues Leben. Er wird hundertprozentig recycelt. Heute ist man übrigens überzeugt, daß Altholz für die Vielfalt der Natur im Wald ebenso wichtig ist wie der gesunde Baum.

Als 1993 die Frage des Fortbestand der Eiche zur Debatte stand, entschied sich unser Verein zu einer Vereinbarung mit den Waldinteressenten Niederasphe über den Erhalt der Eiche. Aufgrund dieser Vereinbarung ist die Eiche für die kommenden 99 Jahre ausschließlich ihrem natürlichen Verfall preisgegeben.

Johannes Erichlandwehr