Geologie der Großgemeinde Münchhausen


Unsere Gemeinde liegt am Rande der "Frankenberger Bucht", an der Grenze zweier bedeutender geologischer Strukturen, dem Rheinischen Schiefergebirge im Westen und dem Buntsandstein der Hessischen Senke im Osten. Die Kenntnis der Untergrundverhältnisse ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung, so übt die Geologie u.a. einen starken Einfluß auf die Grundwasserverhältnisse und die Fruchtbarkeit des Bodens aus und bestimmt so teilweise auch dessen Nutzung oder ermöglicht die Gewinnung von Trinkwasser oder Bodenschätzen.

Die ältesten Gesteine finden wir westlich von Ober- und Niederasphe. Es sind dies die meist mit Wald bestockten Tonschiefer und Grauwacken des Unter-Karbons. Sie enthalten örtlich fossile Reste verschiedener Landpflanzen, in den sog. Posidonienschiefern treten auch zahlreiche Muscheln (Posidonia becheri) und andere Fossilien auf. Die Zusammensetzung dieser Gesteine läßt auf eine landnahe Ablagerung in einem flachen Meeresteil schließen, vergleichbar den vor Flußmündungen aufgeschütteten Deltabildungen.

Infolge von tektonischen Bewegungen der Erdkruste begann an der Wende Unter- / Ober-Karbon (radiometrisches Alter 305 ± 10 Mio. J.) die Auffaltung der zuvor abgelagerten und verfestigten Sedimente zu einem den Alpen ähnlichen Faltengebirge, dem Rheinischen Schiefergebirge. Dabei entstanden durch den von Südosten wirkenden Druck aus den vormals horizontal liegenden Gesteinsfolgen südwest-nordost-verlaufende Sättel und Mulden sowie die gleichsinnig liegende Schieferung.

Schon im Ober-Karbon, dem Zeitalter der Steinkohlewälder im Rheinischen Revier, setzte die viele Millionen Jahre dauernde und bis in die heutige Zeit fortschreitende Erosion dieses Gebirges ein, die das heute bestehende Rumpfgebirge formte. Mit rund 455 m ü. NN bildet dieses noch immer die höchsten Erhebungen in unserer Gemeinde.

Westlich des Gemeindegebietes, im Raum Engelbach - Dexbach und Frohnhausen - Laisa, wurden in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten Eisen-, Kupfer- und Manganerze abgebaut. Keine wirtschaftliche Bedeutung besaßen die Vorkommen von Gold, Silber und Blei. Im Bereich unserer Gemeinde sind die Gesteine des Schiefergebirges meist nur als Wegebaumaterial nutzbar. Aufgrund der geringen Durchlässigkeit der Tonschiefer ist auch die Gewinnung von Grundwasser nur eingeschränkt möglich.

Ein Teil des Abtragungsschutts des Schiefergebirges wurde während der Periode des Zechsteins, dem jüngeren Abschnitt des dem Karbon folgenden Perms, am Ostrand des Schiefergebirges in Form von rot gefärbten, meist grobkörnigen Sandsteinen und Konglomeraten (verbackene Gerölle, Schotter etc.) wieder abgelagert. Die 70 bis 120 m mächtigen Schichten des Zechsteins treten nordwestlich Wollmar in unser Gemeindegebiet ein und verlassen es wieder südwestlich Simtshausen. Entlang einer schmalen Bruchzone, dem Ziegenberg-Horst, tritt der Zechstein auch im Raum Wollmar - Münchhausen an die Oberfläche. Die Bachläufe der Asphe sowie z.T. der Wollmar und der Wetschaft verlaufen in dem verhältnismäßig leicht erodierbaren Zechstein. Am steilen Ostufer der Asphe zwischen Ober- und Niederasphe findet man in den Konglomeraten einzelne fossilführende Gerölle, die noch älter sind als die oben beschriebenen Karbon-Gesteine. Stellenweise wurden die Kiese und Sandsteine abgebaut und als Wegschotter und Baumaterial genutzt.

Während der Zechstein-Zeit wurden im heutigen Werra-Gebiet auch die mächtigen Stein- und Kalisalz-Lagerstätten gebildet, die im Raum Bad Hersfeld - Fulda unter Tage abgebaut werden. Diese Lagerstätten entstanden in einem flachen Meeresteil, dem sog. Germanischen Becken, an dessen Westrand auch unsere Gemeinde liegt.

Der größte Teil der Gemeindefläche, nahezu die ganze Osthälfte, wird von Schichten des Buntsandsteins eingenommen, die im

Zeitalter der Trias gebildet wurden, dem ältesten Abschnitt des Erdmittelalters. Im Gemeindegebiet überwiegt der Untere Buntsandstein, Gesteine des Mittleren treten nur am Rand des Burgwaldes im Osten auf, solche des Oberen Buntsandsteins erst außerhalb der Gemeinde. Wie die Schichten des darunterliegenden Zechsteins sind auch die des Buntsandsteins leicht nach Nordosten geneigt und von zahlreichen Brüchen durchzogen.

Zur Zeit der Ablagerung schütteten Flüsse die Abtragungsprodukte ausgedehnter, im Süden gelegener Hochgebiete fächerförmig in das Germanische Becken. Die Sedimentation verlief zyklisch, d.h. sandiges und toniges Material wechselten sich ab, abhängig von den Erosionsbedingungen im Liefergebiet und den Fließgeschwindigkeiten der Flüsse. Bedingt durch die Randlage des hier betrachteten Ablagerungsraumes beträgt die Mächtigkeit des Unteren bis Mittleren Buntsandsteins etwa 370 m, im Gegensatz zum zentralen Becken in Osthessen mit 550 m.

Infolge der z.T. porösen Ausbildung des Buntsandsteins und der vorgenannten Bruchzonen ist die Grundwasserführung hier weitaus höher als in den älteren Abfolgen. Daher finden sich vor allem im Bereich des Buntsandsteins zahlreiche Quellen und mehrere Trinkwassergewinnungsanlagen.

Die Gesteinsfolgen des Unteren Buntsandsteins setzten sich aus dünnplattigen, feinkörnigen Sandsteinen mit glimmerreichen Tonsteinlagen zusammen, die meist eine hell rotbraune Farbe aufweisen. Im Verbreitungsgebiet dieser Gesteine, im Wetschaftstal bei Simtshausen, liegt mit 218 m ü. NN auch der tiefste Punkt unserer Gemeinde.

Der Mittlere Buntsandstein, welcher den Burgwald aufbaut, tritt fast nur an der östlichen Gemeindegrenze in geringer Verbreitung zutage und besteht hier zum einen aus rotbraunen, grobkörnigen Sandsteinen mit Tonlinsen, zum anderen finden sich auch hellrote, z.T. quarzitische Sandsteine mit wenigen Tonsteinlagen und -linsen, in denen gelegentlich cm-große Muscheln (Avicula murchisoni) vorkommen. An einigen Lokalitäten bei Münchhausen und Simtshausen stehen gelbliche bis hellrote, meist grobkörnige Sandsteine der "Detfurth-Folge" an, die in mehreren Sandgruben abgebaut wurden. Auf Schichtflächen im oberen Teil der Detfurth-Folge wurden in der Sandgrube bei Oberrosphe zahlreiche Saurier-Fußabdrücke gefunden, die ein zeitweiliges Trockenfallen des Ablagerungsraumes belegen.

Aus den Perioden Jura und Kreide, der Blütezeit der Dinosaurier, sind im Bereich unserer Gemeinde und auch in der weiteren Umgebung keine Ablagerungen erhalten geblieben. Aus dem nachfolgenden Tertiär liegen allenfalls undeutliche Reste vor, z.B. wurden manche der heutigen Talhänge in dieser Zeit angelegt.

Aus der Zeit während und nach Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren, in der die jetzigen Geländeformen herausgearbeitet wurden, stammen die meist steinigen Hanglehmbildungen, die ausgedehnten Lößlehm-Decken und die von den Bachläufen abgelagerten lehmig-kiesigen Talfüllungen, die meist bis 3 m, z.T. auch über 10 m mächtig werden. Vor allem die lehmigen, fruchtbaren Deckschichten über den Gesteinen des Zechsteins und des Unteren Buntsandsteins eigenen sich für ackerbauliche Nutzung.

In der beigefügten geologischen Karte ist die Verteilung der im Untergrund anstehenden Gesteinstypen im Bereich der Großgemeinde dargestellt. Die zweite Abbildung zeigt einen senkrechten Schnitt durch unsere Gemeinde, vergleichbar einer aufgeschnittenen Torte. Dieser Längsschnitt verdeutlicht die Abfolge der verschiedenen Gesteine, von den verfalteten Schiefern im Westen über die darüberliegenden, von Verwerfungen durchzogenen Ablagerungen des Zechsteins und des Buntsandsteins im Osten.

Quellen:

SCHMIERER, T. et al. (1992): Erläuterungen zur Geol. Karte v. Hessen, Bl. 5017 Biedenkopf, 2. Aufl., 125 S.; Wiesbaden

KUPFAHL, H.-G. (1985): Erläuterungen zur Geol. Karte v. Hessen, Bl. 5018 Wetter, 147 S.; Wiesbaden

Verfasser: Dipl.-Geol. Hans-Jörg Freiling,

Im Staffelbach 13, 35117 Niederasphe