Die Wetschaft - nicht nur ein Bach


Die »Wetschaft«, sie fließt, meist eher unbeachtet von der heimischen Bevölkerung, auf einer Strecke von rund 8,5 km durch unser Gemeindegebiet, von der nördlichen Kreisgrenze bei Ernsthausen bis zur südlichen Gemeindegrenze bei Todenhausen.

Im Sommer/Herbst 1994 nun war die »Wetschaft« Studienobjekt unserer Ortsgruppe. Im Rahmen der Beteiligung an einem Projekt zur Beobachtung und Erfassung von Wiesenbrütern untersuchten wir das Leben in, an und von diesem Bach. An zahlreichen Nachmittagen und Abenden inspizierten wir die Tier- und Pflanzenwelt entlang der »Wetschaft« und kamen dabei zu überraschenden Ergebnissen.

Durch den ursprünglichen Projektauftrag bedingt, galt unser Interesse zunächst verstärkt den an der Wetschaft anzutreffenden Vögeln. Unter der Vielzahl der identifizierten Arten war der Wachtelkönig für uns von besonderem Interesse, da er eine besonders vom Aussterben bedrohte Gattung ist, die die Rote-Liste-Einstufung 1 besitzt. Soweit wir es seinerzeit feststellen konnten, brütete diese seltene Art sogar in der Nähe von Simtshausen. Darüber hinaus konnten wir entlang der »Wetschaft« noch weitere gefährdete Rote-Liste-Arten feststellen, so z.B. den Eisvogel, die Wasseramsel, die Bekassine und die Schafstelze. Aufgrund des Vorkommens des Eisvogels, eines sich von kleinen Fischen, Wasserinsektenlarven und Kaulquappen ernährenden Vogels, erkundeten wir auch das Leben in der »Wetschaft« etwas näher. Neben zahlreichen Wasserinsektenarten konnten wir auch verschiedene Fischarten in der »Wetschaft« nachweisen, so z.B. die Bachforelle, das Bachneunauge und den Aal. Dieser Fischbesatz lockt natürlich auch andere "Fischfreunde", wie den Fisch- oder Graureiher des öfteren an die »Wetschaft«. Aufmerksame Beobachter werden ihn sicherlich schon dort gesehen haben.

Neben den Vögeln galt unser besonderes Augenmerk aber auch den Schmetterlingen, Libellen und Insekten, von denen wir überraschend viele Arten entlang des Bachlaufes feststellen konnten: Kaisermantel, Admiral, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Blauflügel- Prachtlibelle, Zitronenfalter, Blaugrüne Mosaikjungfer, Wespenspinne, Kürbisspinne und Kreuzspinne seien hierzu einmal exemplarisch genannt.

Neben diesen bewußt gesuchten Beobachtungen, ergaben sich auf unseren Touren entlang des Bachlaufes aber auch viele zufällige Beobachtungen, die aber trotzdem nicht weniger interessant waren. So konnten wir zahlreiche Bisamratten sowie einen Fuchs bei ihren Aktivitäten, insbesondere im Bereich Münchhausen - Simtshausen, sichten. Überhaupt scheint der Bereich zwischen Münchhausen und Simtshausen eine besondere Anziehungskraft auf manche Tiere zu besitzen. Hierzu mag auch im besonderen das kleine Pappelwäldchen mit der darin befindlichen Quelle beitragen. Die Quelle, die zu den ergiebigsten Quellen im Landkreis zählt, dient vielen Tieren als Tränke bzw. Jagdgebiet, z.B. auf Insekten. So wurden wir bei einer abendlichen Tour auf Fledermäuse (wahrscheinlich Zwergfledermäuse) aufmerksam, die Nachtfalter fingen.

Aber nicht nur das Pappelwäldchen mit der Quelle ist für die Tiere interessant. Selbst die Kläranlage mit ihren Teichen scheint, zumindest bei Enten, sich einer zunehmenden Beliebtheit zu erfreuen. So konnten wir öfters einzelne, manchmal auch ganze Gruppen von unterschiedlichen Entenarten beobachten, die auf den Klärteichen schwammen und sich dort ausruhten. Neben den Klärteichen scheint aber auch der unterschiedliche Uferbewuchs, sei es mit Gräsern oder Pflanzen, oder auch den Grauerlen, Birken und Weiden den Reiz des Lebensraumes »Wetschaft« auszumachen.

Alwin Sauer / Dieter Jesberg